Camping ist nichts für jedermann, das ist mir klar. Die einen begeben sich wagemutig auf ihren Jungfern-Trip und sind begeistert. Die anderen probieren es gar nicht erst aus. Ich gehöre definitiv zur ersten Fraktion, sonst würde es diesen Blog nicht geben. Das liegt vermutlich daran, dass ich in einer Camping-Familie aufgewachsen bin. Bis ins Jugendalter bin ich so gut wie jeden Sommer mit dem Auto samt Wohnwagen in die Niederlande gefahren.

Dann lernte ich meinen Mann Alex kennen. Er hatte keinerlei Camping-Erfahrung. Glücklicherweise konnte ich ihn aber von dieser Urlaubsform überzeugen. Erst einmal bereisten wir Schottland mit Bagpack per Work & Travel. Dann kauften wir uns mehrere Zelte, die wir in Italien, Kroatien und Slowenien aufschlugen. Zuletzt schafften wir uns schließlich einen Wohnwagen an. Andere Urlaubsformen kenne ich eigentlich nicht. Vielleicht werde ich sie in ferner Zukunft mal testen, vielleicht aber auch nicht. Warum nicht? Darum:

Camping ist Minimalismus

Wenn ich für unsere Camping-Urlaube packe, habe ich immer die Stimme meiner Mutter im Kopf: „Nur das mitnehmen, was du wirklich brauchst!“, predigte sie immer. Und das wird tatsächlich immer weniger, je älter ich werde. Ich brauche nicht viel, um auszukommen. Ich brauche nicht viel, um zufrieden zu sein. Das ist gut, denn im Wohnwagen haben wir nicht sonderlich viel Platz und außerdem eine begrenzte Zuladungskapazität. Im Auto landet all das, was wir erst vor Ort im Wohnwagen verstauen können. Unnötigen Ballast gibt es nicht.

Camping ist Flexibilität

Wenn Alex die Koffer im Auto verstaut hat, ich mir ein Hörbuch anstelle und es mir mit Kissen und Wolldecke im Sitz bequem mache, beginnt für mich bereits der Urlaub. Daran hat sich seit meiner Kindheit nichts geändert. Wir werden eins mit der Straße. Beim Camping ist der Weg nämlich das Ziel. Es ist also egal, ob wir im Vorfeld eine grobe Route planen oder ob wir schauen, wohin es uns verschlägt: Wir stoppen dort, wo es am Schönsten ist. Und gefällt es uns irgendwo nicht oder spielt das Wetter nicht mit, fahren wir einfach weiter. Das ist Freiheit pur!

Camping ist Vertrautes

Sobald wir ein schönes Fleckchen entdeckt haben und stoppen, bauen wir unser kleines Domizil auf: Wohnwagen ausrichten, Strom anschließen, Sonnensegel spannen, Outdoor-Teppich verlegen, Tische und Stühle aufstellen – fertig. Ja, Camping ist mit Arbeit verbunden. Ja, es dauert etwas bis wir uns eingerichtet haben. Aber: Es gehört alles uns. Es gibt keine ungewohnten Gerüche, fremde Haare im Bett oder im Abfluss. Der Dreck, sollte er denn vorhanden sein, stammt allein von uns – also halb so schlimm!

Camping ist Unabhängigkeit

So richtig in Urlaubsstimmung komme ich aber erst, wenn unser kleines Heim-auf-Zeit steht und wir die erste Nacht im Wohnwagen verbracht haben. Alex stimmt mir da sicherlich zu. Wir lieben es nämlich, wenn die Sonne morgens durch die Jalousien scheint und uns weckt. Dann hören wir die Vögel zwitschern und das Campingplatz-Leben allmählich erwachen. Und sollten uns statt der Sonnenstrahlen doch mal Regentropfen wecken, bleiben wir einfach im Bett. Es gibt schließlich keine festen Zeiten, an die wir uns beim Camping halten müssen. Zu spät zum Frühstück, Mittag- oder Abendessen gibt es hier nicht. Es gibt auch keinen Dresscode, den wir einhalten müssen. Wir könnten den ganzen Tag ungestylt in Jogginghose und Schlappen verbringen, wenn wir denn wollten. Das interessiert wirklich niemanden, versprochen! Wir gestalten den Tag einfach so, wie es uns gefällt.

Camping ist Selbstständigkeit

Okay, das muss ich etwas revidieren. Camping ist ja mit Arbeit verbunden. Und die ist nicht beendet, wenn das Domizil aufgebaut ist. Es gibt Dinge, die wir erledigen müssen. Wir müssen kochen, spülen, putzen und einkaufen, den Wassertank auffüllen und die Toilette reinigen. Was wir im Alltag nur allzu gerne aufschieben, verrichten wir beim Camping komischerweise gerne. Ich kann dir nicht erklären, wieso das so ist. Vielleicht liegt es daran, dass wir nur das Nötigste bei uns tragen und die Aufgaben dadurch so schnell erledigt sind?

Camping ist Entschleunigung

Dass wir den Tag so gestalten können, wie es uns gefällt (trotz der kleineren und größeren Aufgaben), erdet Alex und mich ungemein. Beim Camping vergessen wir ganz schnell den Alltagsstress. Wir leben einfach im Hier und Jetzt. Zeit spielt keine Rolle. Smartphone, Tablet und TV werden unwichtig. Wir schlafen aus. Wir frühstücken ausgiebig. Wir erkunden die Gegend zu Fuß oder per Fahrrad. Wir kochen und essen. Wir führen tiefsinnige Gespräche. Wir spielen Karten bei Kerzenschein. Wir fallen müde und glücklich ins Bett.

Camping ist Natur

Wir sind also den ganzen Tag an der frischen Luft und in der Natur – vom Frühstück am Morgen übers Kochen und Essen am späten Nachmittag bis hin zur Kartenpartie am Abend. All das ist für uns ideal, um unsere Batterien wieder aufzuladen und um wieder in Beziehung zu uns selbst zu treten. Camping ist Wellness für die Seele. Damit ist es das Beste, was wir uns gönnen können.

Camping ist Gemeinschaft

Auf Campingplätzen treffen ganz unterschiedliche Arten von Menschen aufeinander. Die meisten würden sich im Alltag wohl eher nicht über den Weg laufen. Hier kommen sie aber schnell und einfach ins Gespräch. Alleine schon durch das gemeinsame Hobby des Campings fühlen sie sich ein wenig verbunden. Auch ich finde es immer spannend zu erfahren, wie unsere Stellplatznachbarn außerhalb des Urlaubs leben. Und: Unter Campern ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass man sich hilft, wenn etwas fehlt oder kaputt ist. Alle achten aufeinander.

Camping ist preisgünstig

Camping kann im Vergleich zu anderen Urlaubsformen günstig sein. Wir versuchen immer, möglichst kleine Campingplätze ohne viel Chi-Chi anzusteuern. Themenabende, Poolanlagen, Spielplätze, Sportangebote oder Kinderclubs brauchen wir (noch) nicht.

Camping ist Wertschätzung

So schön ein Camping-Urlaub auch ist: Wir freuen uns immer auf Zuhause. Das eigene Bett, ein echtes Badezimmer, die eigene Waschmaschine, viel Platz und Stauraum – all das wissen wir dann wieder mehr zu schätzen.


Leserinfo & Transparenz: Die Bilder dieses Beitrages habe ich mittels der VSCO-App bearbeitet.


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